Die Bankenkrise rund um die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers zwischen den Jahren 2007 und 2008 oder auch die dotcom Blase im Jahr 2000 wirken bei vielen Menschen immer noch nach. Enorm groß ist das Misstrauen insbesondere der Deutschen Anleger in die Kapitalmärkte. Berichte über die Abschaffung von Bargeld und über Krisen tun ihr Übriges. Viele trauen sich weder ihr Geld überhaupt zu investieren, noch sich dabei direkt Aktien, Anleihen oder sonstigen Anlagemöglichkeiten zu bedienen. Zinsen gibt es bei der Bank seit Jahren nicht und somit haben Sparer keine Möglichkeit sich ein Vermögen aufzubauen. So zumindest häufig die Argumentation derjenigen, die ihr Geld nicht investieren.
Anfang 2016 wurde sogar über einen Boom bei den Verkäufen von Tresoren gesprochen, als die Berichte über Strafzinsen in den Medien auftauchten. Manch einer bevorzugt es sämtliches Bargeld von der Bank abzuholen und ins Kopfkissen zu legen. Dort ist das Geld schließlich sicher und es sind keine Negativzinsen zu entrichten – so der O-Ton.
Die Sache mit dem negativen Realzins
Was beim Einlagern von Bargeld jedoch häufig vergessen wird, ist dass wir nicht nur keine Zinsen auf dem Konto kriegen, sondern mittlerweile auch einen negativen Realzins haben.
Bitte was?
Ja, wir haben einen negativen Realzins! Das heißt, dass die Inflationsrate über der Verzinsung von Vermögen liegt. Oder anders ausgedrückt – unser Geld wird schneller weniger Wert, als es sich vermehrt!
Der Realzins gibt den Vermögenszuwachs unter Berücksichtigung der Inflation an. Ist der Realzins positiv, so ist die Wertveränderung unseres Vermögens größer, als die Inflation. Ist die Inflation jedoch höher als unser Vermögenszuwachs, so ist der Realzins negativ.
Die Rechnung hierzu lautet:
Zinssatz (Rendite) in % p.a. – Inflationsrate in % p.a. = Realzins
Der Ausgangszinssatz ist dabei Abhängig von der jährlich erzielten Rendite bezogen auf das Gesamtvermögen. Bringt das Vermögen durch die Geldanlage weniger ein, als die Inflation uns nimmt, ist unser Realzins also negativ.
Was ist nochmal Inflation?
Oft vergisst man, das Geld eigentlich nur ein Konstrukt ist, dem wir einen Wert zugeschrieben haben und welches uns den Güteraustausch erleichtern sollte. Haben wir nun eine Inflation von z.B. 2% im Jahr, dann entspricht dies einer „Entwertung“ des Geldes von 2%. Ein 100 € Schein etwa wird weiterhin 100 € abbilden, jedoch erhalten wir für ihn im Austausch immer weniger Waren.
Hierzu ein kleines Beispiel:
Konnte man im Jahr x für 100 € etwa 100 Brötchen kaufen, so sind es bei einer Inflation von 2% im kommenden Jahr y nur noch 98 Brötchen, die wir für unsere 100 € erhalten. Mit jedem Jahr, der Inflation sinkt die Kaufkraft weiter und weiter.
Aus Angst vor Verlust mit Sicherheit Geld verlieren
Die Angst vor einer Investition und dem damit verbundenen Risiko sorgt dafür, dass Gelder auf Girokonten und Sparbüchern verrotten. Dort sind sie vermeintlich sicher, doch leider werden sie dort auch nicht verzinst. Im Umkehrschluss ist also nur eins Sicher und das ist der Verlust unserer Kaufkraft – 100 Prozent sicher, so lange der Realzins negativ ist! Selbst wenn wir 10% Zinsen für Spareinlagen bekommen würden, dann würden wir immer noch keine Kaufkraft hinzugewinnen, wenn die Inflation dafür bei z.B. 12% liegt. Es sieht nur zahlenmäßig besser aus.
Um dem stetigen Verlust unseres Vermögens entgegen zu wirken sind wir also eigentlich gezwungen aktiv zu werden. Mindestziel muss es immer sein die Inflation zu schlagen, ansonsten kann man nicht von einer erfolgreichen Geldanlage sprechen! Wird zusätzlich das Arbeitseinkommen ebenfalls nicht mindestens zum Inflationsausgleich angepasst, haben wir sogar ein doppeltes Problem. Nicht nur unser Vermögen „schrumpft“, sondern die Inflation stielt uns auch noch etwas von unseren Einkünften.
Kleinvieh macht auch Mist!
Gerade in jungen Jahren ist es wichtig erstes Wasser auf die Mühlen zu gießen. Auch wenn wir uns vielleicht nur kleine Investitionen leisten können, so sollte dies niemals ein Grund sein sich nicht um die Geldanlage zu kümmern. Die Zeit ist unser stärkster Verbündeter und auch wenige Euro im Jahr werden mit zunehmender Zeit mehr und mehr Euro. Dafür sorgt der Zinseszinseffekt ganz automatisch! Außerdem sollten wir sofort den Kampf mit der Inflation aufnehmen und nicht erst wenn wir 50 sind! ;-).