Investieren in ETFs: Breit gestreut an der Börse investieren – ein Leitfaden für Anfänger – Teil 1
Ob nun in den Tageszeitungen, auf den Startseiten verschiedener Internetportale oder in Ratgebern für die Geldanlage, überall liest man über das investieren in ETFs und Indexfonds. Gerade für Anfänger und langfristig orientierte Anleger gelten sie als die ideale Investition am Aktienmarkt. Doch was macht sie so besonders und wieso werden Exchange Traded Funds von vielen Investoren gegenüber der Anlage in einzelne Aktien bevorzugt?
In diesem Leitfaden möchte ich genau diese Fragen beantworten und Dir erklären, wie Du in deinen ersten ETF investieren kannst. Teil 1 und 2 dieser Artikelserie fokussieren sich dabei auf das Konstrukt ETF, wohingegen in Teil 3 dann praktische Hinweise für die erste Investition gegeben werden.
Was ist ein ETF?
Die Abkürzung ETF steht für „Exchange Traded Fund“, was wörtlich übersetzt für börsengehandelte Fonds steht. Als solche sind ETFs eine Fondsart, die sich von anderen Fondskonstruktionen durch ihre spezifischen Eigenschaften unterscheidet. Wie jeder andere Fonds ist ein ETF also in erster Linie als „Körbchen“ zu verstehen, das mit Investitionen befüllt wird.
Herausragendster Unterschied eines ETFs zu anderen Fonds ist dabei der, dass ETFs einer passiven Investmentstrategie folgen, wohingegen Investmentfonds oder Immobilienfonds aktive Investmentstrategien umsetzen. Insofern ähneln ETFs den ebenfalls passiven Indexfonds.
Was ist passiv investieren?
Der passive Investmentansatz beruht darauf, dass bewusst auf aktiven Aktienhandel und die Selektion einzelner vermeintlich überdurchschnittlicher Investitionen verzichtet wird. Während aktive Investoren versuchen durch gutes Timeing und gezielte Investitionsauswahl besonders gute Gewinne zu erzielen, versuchen passive Investoren genau die Gewinne zu erzielen, die der breite Markt erzielt.
Passiv zu investieren bedeutet somit in einen Index zu investieren. Ein aktiver Investor hingegen würde nur in einzelne Unternehmen des Index investieren. Er hat die Erwartung, dass diese Unternehmen mehr Rendite bringen, als die anderen im Index enthaltenen Unternehmen.
Ein passiver Investor investiert also zum Beispiel in den Index „DAX“, wohingegen der aktive Investor nur in 2-3 Unternehmen aus dem Dax investiert.
Aktives investieren vs. passives investieren
Liegt der aktive Investor mit seiner Einschätzung richtig, wird er eine sehr gute Rendite erzielen. Liegt er allerdings falsch, so wird er sofort einen Verlust erleiden, ohne dass dieser Verlust durch andere, möglicherweise besser performende Unternehmen ausgeglichen oder sogar überkompensiert wird.
Im Ergebnis wird der passive Investor immer die Rendite des Index (z.B. dem DAX) erzielen, wohingegen das Ergebnis des aktiven Investors besser oder auch schlechter sein kann. In jedem Fall ist das Risiko und die Schwankungsbreite, die mit dem aktiven Investmentansatz verbunden ist deutlich höher. Wagt man dann noch einen Blick in die Vergangenheit, so findet man weltweit unzählige Beispiele von aktiven Investoren, die langfristig nicht den Markt und somit den jeweiligen Vergleichsindex schlagen konnten. Wenn es die meisten professionellen Investoren schon nicht schaffen besser zu sein als der Markt, wie sollen Privatanleger es dann schaffen?
In ETFs zu investieren heißt passiv investieren
Der Anbieter des ETF legt bei der Auflage des ETF einmalig fest, welchen Index dieser abbilden soll. Soll der ETF zum Beispiel ein DAX ETF sein, so wird der ETF immer die Wertentwicklung des DAX abbilden. Vereinfacht ausgedrückt wird der ETF im Kurs um 5% steigen, wenn der DAX ebenfalls um 5% steigt und umgekehrt. Dem Anfangs erwähnten Körbchen mit der Aufschrift „ETF“ wurde also der Zusatz „DAX“ verpasst, was zugleich das Investmentthema des ETFs darstellt. Von diesem Zeitpunkt an, werden vom Fondsmanagement des ETF keine aktiven Investitionsentscheidungen getroffen, da es nur noch das Ziel ist die Wertenwicklung des DAX abzubilden.
Wie bildet ein ETF einen Index ab?
Prinzipiell gibt es verschiedene Verfahren, wie ein ETF die Wertentwicklung seines zugrundeliegenden Index abbilden kann. Dies eingängigste ist jedoch die physische Replikation des Index. Dies heißt nichts anderes, als das vom Fondsmanagement des ETF einfach Aktien aller im jeweiligen Index enthaltenen Unternehmen gekauft werden. Die Gewichtung der Unternehmen zueinander ist dabei die gleiche, wie im Index selbst.
Das DAX ETF Körbchen wird also mit Aktien aller 30 DAX-Unternehmen gefüllt.
Sollte ein Index aus besonders vielen Unternehmen bestehen, wie es zum Beispiel beim Russel 2000 (bestehend aus 2.000 Nebenwerten aus den USA) der Fall ist, gibt es auch die Möglichkeit nur einzelne Unternehmen eines jeden Wirtschaftssektors einzukaufen. Dies spart Transaktionskosten und bei gleichzeitig ausreichender Streuung in verschiedene Unternehmen. Gegebenenfalls könnte es aber zu einer leicht größeren Abweichung zwischen Wertentwicklung des Index und des ETFs kommen (tracking error), als dies bei der vollständigen Replikation der Fall wäre.
Mit ETFs kostengünstig investieren
Alle Investitionen an der Börse bringen verschiedene Kosten mit sich. Jedoch liegt gerade im Bereich der Kosten eine der größten Stärken von ETFs. Dadurch, dass ETFs keine aktiven Anlagestrategien verfolgen, muss auch kein teurer Fondsmanager mit zahlreichen Analysten beschäftigt werden. Die Umsetzung der passiven Strategie kann mit sehr wenigen Personen erfolgen, die letztendlich primär für die Überwachung zuständig sind.
Aktive Handelsstrategie gibt es schließlich nicht und somit reicht es auf Veränderungen in der Gewichtung eines Index zu reagieren. Dadurch sind die Verwaltungsgebühren von ETFs viel geringer, als von aktiv gemanagten Fonds, die sich ein umfangreiches Fondsmanagement leisten. Außerdem werden nicht andauernd Aktien gekauft und verkauft, was die Transaktionskosten innerhalb des ETF verringert. Zu guter Letzt gibt es auch keine Erfolgsprämien für Fondsmanager. Es gibt schließlich keine Ziele, wie etwa den Vergleichsindex zu schlagen. Im Ergebnis sind die laufenden Kosten von ETF, die als „TER“ angegeben werden, extrem niedrig. Im Vergleich zu aktiven Investmentfonds, die laufende Kosten von über 1,00 % – 3,00 % aufweisen, liegen die Verwaltungsgebühren von ETFs nur bei 0,07% bis 1,00 %.
In ETFs investieren oder in Indexfonds?
Eine kostengünstige Investition in einen Index wäre im Prinzip auch mit Indexfonds möglich. Indexfonds verfolgen genau das gleiche Ziel wie ETFs. Sie bilden die Wertentwicklung eines bestimmten Index ab und sind bezüglich der Verwaltung dabei ebenso günstig, wie ETFs. Im Gegensatz zu Indexfonds sind ETFs jedoch an der Börse handelbar. Dadurch können Sie auch mit geringen Transaktionskosten erworben werden,sind liquider und in der Bewertung aktueller, als Indexfonds. Die Transaktionskosten bei ETFs richten sich dabei nach dem Depotanbieter des Anlegers. In der Regel liegen die Kosten jedoch bei unter 1,5% des Anlagebetrages. Häufig bieten viele Broker dazu noch Aktionen an, während deren Laufzeit die Investition kostenlos möglich ist.
Indexfonds sind an den Börsen nicht zugelassen und können somit nur bei der Fondsgesellschaft erworben oder verkauft werden. Die Kosten in Form von Ausgabeaufschlägen liegen dabei häufig zwischen 3 und 5% des Anlagebetrages. Auch ETFs könnten theoretisch beim Fondsanbieter (Primärmarkt) erworben werden. Dann jedoch würden ebenfalls Ausgabeaufschläge anfallen, die sich beim Handel an der Börse (Sekundärmarkt) vermeiden lassen.
Warum ist es so wichtig, dass Fondskonstrukte günstig sind?
Kurz und knapp gesagt – Kosten bringen dem Anleger nichts. Jeder Euro, der nicht investiert, sondern von Kosten verschlungen wird, kann keine Rendite bringen.
Gerade deshalb ist es auch so wichtig in ein kostengünstiges Konstrukt zu investieren, denn das steigert den Ertrag und verstärkt somit den Zinseszinseffekt langfristiger Anlagen. Auch heißen höhere laufende Kosten immer, dass die Rendite der teuren Investition noch besser sein muss, als die der günstigeren Investition. Bezogen auf Investmentfonds heißt dies zum Beispiel, dass ein Investmentfonds vielleicht um 3% seinen Vergleichsindex übertreffen muss, damit die gleiche Rendite beim Anleger ankommt. Drei Prozent Unterschied ist unglaublich viel und der Investmentfonds schon gut, wenn er vor Abzug der Kosten nur 1% mehr Rendite erwirtschaftet, als der Vergleichsindex.
Liegen die Kosten des Investmentfonds etwa bei 2,5% und die des ETFs bei 0,2%, so müsste der Investmentfonds immer mindestens 2,3% besser performen, als der Vergleichs-ETF. Doch wie realistisch ist dies langfristig, wenn nur eine Hand voll Investoren dauerhaft besser ist, als der Markt?
Zusammenfassung Teil 1:
Zum Abschluss des ersten Teils möchte ich nochmal auf die wesentlichsten Aspekte hinweisen, indem ich die Kernaussagen nochmal in Kurzform darstelle:
- ETFs sind börsengehandelte Fonds mit einer passiven Anlagestrategie
- mit ETFs wird ein Index und dessen Wertentwicklung abgebildet
- Durch ETFs ist es möglichen mit nur einer Investition in eine Vielzahl von Werte zu investieren
- ETFs sind in der Verwaltung und beim Handel sehr günstig
- Mit ETFs wird langfristig mehr Rendite erzielt, als mit vergleichbaren Investmentfonds
- ETFs sind noch günstiger, liquider und in ihrer Bewertung aktueller, als vergleichbare Indexfonds
In einer Woche werde ich dann den zweiten Teil hochladen, bei dem es um die Themen Risiko, verschiedene Anlageklassen und Besteuerung geht. Schreibt gerne eure Fragen zu ETFs in die Kommentare, damit ich auf diese ggf. gleich in den nächsten Teilen eingehen kann.
Meine Broker-Empfehlung für ETF-Sparpläne*
Disclaimer:
Wie bei allen Investment-Themen weise ich darauf hin, dass ich lediglich Möglichkeiten im Rahmen eines Informationsaustauschs und zur Inspiration mit Euch teile. Ich stelle keine Anlageberatung zur Verfügung sondern gebe ausschließlich meine eigene Meinung wieder. Ich beanspruche trotz gründlicher Recherche keine hundertprozentige Richtigkeit für meine Aussagen. Jedes Investment birgt Risiken bis zum Totalverlust und teilweise darüber hinaus. Informiert euch eigenständig über die Risiken und tut nichts, was ihr nicht zu 100% versteht. Bei steuerlichen Fragen solltet Ihr immer Rücksprache mit dem Finanzamt oder eurem Steuerberater halten.